Es funktioniert! Man kann mit einem Telefon journalistisch berichten – multimedial und fast in Echtzeit, inklusive Bild, Text, Ton und Video.
Zusammen mit Kollegen diverser LRAs (ARD-deutsch für Landesrundfunkanstalten) habe ich während der Bundestagswahl in Berlin (video)gebloggt. Mit dem iPhone 3 GS. Das Ganze war ein Experiment. Meines Wissens, der erste Versuch in Deutschland eine Großveranstaltung mit mehreren Leuten via iPhone-Videoblog abzudecken.
—TEXT—
Programm: Mail
Prozedere: Text abzusetzen ist relativ simpel. Man schreibt eine E-Mail. Fertig. Zumindest wenn man entweder eine Weiterleitung via Posterous nutz oder – wie in unserem Fall – nette Kollegen in der Reichstagsredaktion hat, die die Einträge editieren und einstellen .
Plus: Schnell und einfach. Zusammen mit Bild(ern) schon sehr aussagekräftig.
Minus: Nach mehr als drei Sätzen geht einem der Touch-Screen auf die Nerven.
—BILD—
Programm: Kamera
Prozedere: Foto machen. Auf das Foto draufklicken. „Per E-Mail senden“ wählen. Ggf. betiteln. Fertig.
Plus: Intuitiv und schnell machbar.
Minus: Bilder lassen sich nicht ohne weiteres bearbeiten (zum Beispiel drehen!). Mehrere Bilder in eine Mail packen geht auch nicht ohne weiteres. Die Qualität der Kamera ist nicht sensationell. Kein Blitz. Kein Zoom.
—AUDIO—
Programm: Audioboo, Sprachmemo
Prozedere: Audioboo ist eine eigenes kleines Programm, das aufgenommene Audios direkt ins Web stellt. Wenn man im Vorfeld eine automatische Weiterleitung einrichtet, dann landet das Audio in einem Audioboo-Player auch auf dem gewünschten Ziel-Blog. Sprachmemos kann man einfach per Mail versenden, es handelt sich dabei aber nicht um MP3s.
Plus: Kleine Aufsager, situative Beschreibungen sind leicht machbar. Dazu gibt es bei Audioboo jeweils ein Foto, bei Bedarf eine Karte mit Verortung und Tags.
Minus: Schneiden kann man hier nicht. Notfalls muss man die Aufnahme anhören, wegschmeißen und neu aufnehmen.
—VIDEO—
Programm: Kamera
Prozedere: Man nutzt die eingebaute Kamerafunktion und dreht ein Video. Danach kann man es direkt betiteln und zu senden. Alternativ auch per Mail. Zum Beispiel zu Posterous.
Plus: Das geht schneller als beispielsweise ein Video per Flip oder Kodak aufnehmen, dann per USB auf einen Rechner und dann hochladen. (Siehe: )
Minus: Im Moment kann man bei den Videos nur den Anfang und das Ende „trimmen“. Schnitte sind nicht möglich. Auch sonst ist (noch) nichts weiter möglich: Keine Nachvertonung. Keine Aufhellung der Bilder. Kein Drehen der Bilder bei versehentlichem „Auf-dem-Kopf-drehen“. Ohne W-Lan kann man den Upload eigentlich vergessen. Das dauert absurd lang und verbraucht sehr viel Akku.
—ZUSAMMENFASSUNG—
Ein Telefon reicht! Das ist die zentrale Erkenntnis. Man kann ohne Mikro, ohne Notebook, ohne Fotoapparat, ohne Block und ohne Stift multimedial berichten. Das ist nicht immer komfortabel. Und auch nicht immer sinnvoll. Aber es geht unglaublich schnell. Wenn man einen vollen Akku (2-4 Stunden) und eine vernünftige Internetverbindung (W-Lan für Video eigentlich notwendig) hat.
Das ganze ähnelt von der Arbeitsweise manchmal der klassischen „Live-on-tape“-Radioreportage, manchmal der „normalen“ Bloggerei / Twitterei. Erfahrung und ein Gefühl für kurze, prägnante Texte, ein Auge und ein Ohr für „Berichtenswertes“ helfen. Damit das Ergebnis journalistischen Mehrwert bietet. Meiner Ansicht nach ist ein iPhone-Videoblogger sinnvoll einsetzbar, wenn die Lage durcheinander, unübersichtlich und medial nicht bereits komplett abgedeckt ist.
—LINKS—
Mobiler Reporter: 2005 und 2009 (inkl. Qik-Demonstration)
(in der Tat wäre eine Art Griff sinnvoll)