Fünf Monate sind seit der letzten kleinen Zusammenfassung hier vergangen. Fünf Monate in denen im Kontext Mobile Reporting eine ganze Menge passiert ist. Seit wenigen Tagen gibt es zum Beispiel ein neues journalistisches Format. Es heißt Periscoportage. Es stammt aus dem Hause Springer. Und es zeigt, was man alles mit einem Smartphone (und ergänzender Hardware) anstellen kann, wenn man Mobile Journalism Ernst nimmt.
Die Periscoportage
Bild-Chefreporter hat einen syrischen Flüchtling auf seinem Weg nach Deutschland begleitet und die Flucht via Periscope immer wieder live dokumentiert. Aus dem danach neu zusammengeschnittenen Material ist eine 16-minütige Reportage entstanden.
Mustergültiger Prozess-Journalismus: Erst live, dann im Print und als Video. Natürlich im Hochformat. Die Erkenntnis sickert langsam durch. Hochformat ist auf einem mobilen Screen sinnvoll. In Zukunft wird es neben Quer und Quadrat auch vermehrt hochformatige Videos geben.
Ende des Quadrat-Zwangs
Überschrift der New York Times: Vertical Video on the Small Screen? Not a Crime. Nicht so schlimm. Auch Instagram zeigt sich wenig dogmatisch und beendet den Quadrat-Zwang. Das wird Angela Merkel dort vermutlich auch nicht retten. Wie wäre es mal mit einem .
Noch mal zum Thema Periscope. Martin Heller, Video-Chef bei der Welt hat hier seine Erfahrungen mit der App beim G7-Gipfel beschrieben – und inzwischen in Heidenau noch mehr wertvolle und gute Praxiserfahrung gesammelt. Noch ein ausführlicher Bericht: What happened when the aftermath of the Bangkok bomb blast was streamed live on Periscope.
Die Meinung von Marie Elisabeth Müller () teile ich so nicht direkt. Ich finde es mit welchem Willen zum Experiment man bei Springer voranschreitet – kurzer Einschub: Wenn der Chef einen brandneuen Dienst aufgreift und diesen fortan vorwärts und rückwärts testet und öffentlich nutzt, ist das offenbar das recht schlichte wie offensichtliche Signal an jede und jeden in der Redaktion es ihm gleich zu tun –, aber Springer ist hier nicht allein.
WhatsApp & Snapchat
Um ein Beispiel herauszugreifen. Die Heilbronner Stimme experimentiert mit „“ und schafft es dank englischsprachiger Dokumentation auf Medium auch in den Radar von beispielsweise Jeremy Caplan, seines Zeichens .
Mehr passieren sollte bzw. wird (da bin ich mir Recht sicher) bei Snapchat. Mark Heywinkel hat dankenswerterweise die Aufgabe übernommen deutsche Journalistinnen und Journalisten dort in eine Liste zu packen: Journalisten auf Snapchat. Die Liste ist sicher ausbaufähig, erinnert die Älteren hier aber sicher auch an ähnliche Listen in Artikeln über den Dienst Twitter.
Als Einführung in das Thema Snapchat sei dieser Artikel der New York Times empfohlen. Inklusive Snapchat Pro Tips.
Kein Netz
Zwei aktuell Artikel zum Thema Mobile Reporting möchte ich hier noch besonders hervorheben. Marc Settle von der BBC beschreibt hier sehr schön und ausführlich: Options for mobile journalists when that big story crashes the networks. Und Bernhard Lill hat hier den Text Why Android smartphones are an excellent alternative to Apple devices in developing countries veröffentlicht. Apropos Android. Einen kleinen Bericht inkl. Test von Cinema FV-5 und Open Camera gibt es nebenan bei Stefan Primbs. Mobile Reporting: Video-Apps für Android und externes Mikrofon.
Zum Thema externe Mikros hier der Mikrofon-Test von Judith Steiner als Video und PDF, den ich bei fand. Wer sehr viel Zeit übrig hat oder sich anbrechende Herbst- und Winternachmittage thematisch umfassend füllen möchte, dem seien die Video-Sessions der Mojocon empfohlen. Glen hat sie hier eingebettet. Ich muss gestehen, dass ich da noch überhaupt gar nicht reingeschaut habe.
Gadgets, Gadgets, Gadgets
Ähnlich gelagert ist mein Interesse wenn es um die komplette Abdeckung potentieller technischer Möglichkeiten geht. Mit den Jahren hat sich bei mir eher eine DIY-Herangehensweise ausgeprägt. Was kann ich machen, wenn ich nur das Telefon mit dabei habe. Die ganzen tollen Mikros und Aufsätze liegen nämlich zufälligerweise immer im Schrank, wenn sie gerade notwendig wären. Hier kann ich aber bedenkenlos auch zu Glen verweisen. Er macht da einen super Job und listet und testet so ungefähr alles auf was auf den Markt kommt (so kommt es mir zumindest vor).
Hilfreich finde ich unter anderem sein iPod Touch Budget Mojo oder dieses Thinglink zum Thema iOS Lightning Audio Accessories. Noch ein Experte ist Philip Bromwell, mit ihm gibt es hier ein Interview und ein sicher hübsches, aber trotz der Qualität ein in meinen Augen ziemlich behäbiges, um nicht zu sagen langweiliges Video. Ob das Alleinstellungsmerkmal „gedreht auf einem Smartphone“ noch ausreicht? Ich glaube nicht.
Hat irgendjemand eine Apple Watch? Hab bislang nur eine am Arm eines Bäckers gesehen. Falls die wirklich jemand zum Mobile Reporting nutzen möchte, kann er oder sie das gerne mit der Apogee’s MetaRecorder field recording app ausprobieren. Ich bin gespannt, bleibe so lange aber skeptisch und rechne noch kurz was auf meiner digitalen Taschenrechnerarmbanduhr aus.
App-Tipps anyone?
App die ich mir angeschaut habe bzw. noch anschauen möchte sind derzeit: Open Signal, VideoGrade, Legend, Storyo, TasteMade. Noch irgendwelche Tipps für die App der Woche? Gerne in die Kommentare. Thx!
Und sonst
- Mobile: 2015 UI / UX Trends
- 15 innovative iOS photography apps for journalists
- Neue Lieblings-App: Turn Your iPhone Into a Crappy 1985 Camcorder With This App
- Acht Handkniffe, um ein besserer Smartphone-Fotograf zu werden
- Zu viel Geld übrig? 6 Accessories Every iPhone Photographer Should Own
- Für Nostalgiker: Reuters-Nokia Mobile Journalism Toolkit and mindset (2007)
Das Ende
Quelle: https://twitter.com/ShawnElliott/status/621890445480558596
Kleines Update
Direkt nach Redaktionsschluss reingeflattert: MOJO: The Mobile Journalism Handbook. Direkt mal bestellt, vielleicht sollte ich auch mal eine Auflistung mit Literatur zum Thema machen. Gibt ja jetzt ein bisschen was. Vor allem digital. Mal sehen…